Anschluss Kiesgesellschaft Wesel in Birten

Luftbild Birten - Detail Verladeanlage Ende der zwanziger Jahre

Ende der zwanziger Jahre begann die Auskiesung der Bislicher Insel, wie die Gegend zwischen dem Altrhein bei Birten und dem Rhein genannt wurde. Die Kiesgesellschaft Wesel lies zum Abtransport von Sand und Kies einen Gleisanschluss einrichten, der vor dem Bahnhof Birten (ex Boxteler Bahn) - Posten 83 (km 5,17; "Scherpenheister") - in einem Bogen nach Norden zur Verladestelle am Altrhein führte. In der Karte "Schienenwege Niederrhein" ist dieser Anschluss gelb eingezeichnet.

Sehr viel aufschlussreicher sind die Luftbilder, die der Regionalverband Ruhr zur Verfügung stellt. Auf den Luftbildern, die nach Angabe der Webseite zwischen 1925 und 1930 entstanden sind, ist das gut 800 m lange Anschlussgleis deutlich zu sehen. Am Altrhein sind drei Weichen zu erahnen, zwei Gleise liegen dort parallel (Übersichtsbild - Detail siehe oben, größer über diesen Link). Auf dem Detailausschnitt sind 27 offene Wagen zu erkennen, die im Anschluss stehen.

Die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges führten zur Änderung der Verkehrsströme. Die Boxteler Bahn war von deutschen Truppen weitgehend zerstört und die Rheinbrücke zwischen Büderich und Wesel gesprengt worden. Die Alliierten Truppen hatten im Zuge ihres Vormarsches die Gleisreste entfernt, um das Planum als Vormarsch- und Nachschubweg nutzen zu können. Auch die Überführung der Strecke Kleve - Duisburg über die Boxteler Bahn war gesprengt worden.

Auf der Strecke Duisburg - Kleve wurden 1946 die Abschnitte Moers - Alpen und Kalkar - Kleve wieder in Betrieb genommen. Weil die Zerstörungen bei Birten, südlich des Fürstenbergs umfangreiche Baumaßnahmen erfordert hätten, schufen Reichs- bzw. Bundesbahn ein Provisorium. Seit Ende der dreißiger/Anfang der vierziger Jahre gab es südlich des Fürstenbergs ein drittes Gleis, das die Luftmunitionsanstalt in der Hees mit dem Bahnhof Winnenthal an der Strecke Kleve - Duisburg verband. Es verlief parallel zu Boxteler Bahn, schwenkte kurz vor der Kreuzung dieser Strecke mit der Strecke Duisburg - Kleve nach Westen und verlief am Fuß von deren Damm bis zum Bahnhof Winnenthal (siehe Karte "Schienenwege Niederrhein"). Diese drei Strecken wurden verknüpft, sodass der zerstörte Damm der Strecke Kleve - Duisburg und deren Überführung über die Boxteler Bahn westlich umgangen wurden. Erst 1952 wurde der Damm Instand gesetzt und die Streckenführung auf die ursprüngliche Trasse zurück verlegt.

Die Boxteler Bahn wurde - zunächst hieß es vorerst - nicht wieder aufgebaut. Da aber der Bedarf an Sand und Kies nach dem Zweiten Weltkrieg sehr groß war, wurde der Anschluss der Kiesgesellschaft Wesel in das beschriebene Provisorium einbezogen. Dort, wo die Strecke Kleve - Duisburg von der Boxteler Bahn auf das Anschlussgleis der einstigen Lufmunitionsanstalt geführt wurde, wurde eine Weiche eingebaut, sodass die Boxteler Bahn bis kurz nach der ersten Weiche des Bahnhofs Birten befahrbar war. So jedenfalls lässt es sich anhand von Karten aus den frühen fünfziger Jahren und aus den Luftbildern aus dieser Zeit (Übersicht - Detail ca. 1952) rekonstruieren.

Es ist nicht ganz klar, aus welcher Zeit dieser Teil der Luftbilder stammt (überwiegend 1952 lt. Regionalverband Ruhr), jedenfalls sieht der Anschluss, insbesondere die Verladestelle am Altrhein, nicht mehr benutzt aus. Auf der Bislicher Insel wurde zwar weiterhin ausgekiest, doch gab es zum Abtransport von Sand und Kies auch eine Seilbahn zum Rhein. 1956 (in anderen Quellen 1958) wurde der Gleisanschluss aufgegeben und das letzte Stück Boxteler Bahn im Raum Xanten verschwand.

Quellen:

Ralf Trost: Eine gänzlich zerstörte Stadt. Nationalsozialismus, Krieg und Kriegsende in Xanten (Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas, Bd. 11) - Münster: Waxmann 2004, S. 49.

Vincent Freriks, Hans Schlieper: De Noord-Brabantsch-Duitsche Spoorweg-Maatschappij, de Vlissinger Postroute. De geschiedenis van de spoorweg (Londen - Vlissingen) - Boxtel - Gennep - Wesel - (Berlin), en van de verbinding (Parijs) - Venlo - Wesel - Haltern - (Hamburg) - Uitgeverij Uquilair 2008, S. 202.